Filmdetail

Synopsis
  • In der Grundschule werden die Weichen fürs Leben gestellt. Für viele Kinder beginnen hier Probleme, die ihren weiteren Lebensweg bestimmen können. Mindestens 10% aller Kinder in deutschen Grundschulen leiden unter körperlicher Aggression von Mitschülern. Viele sind unkonzentriert, unpünktlich, unhöflich, einige sogar aggressiv. Manchmal führt das schon bei 7jährigen zum Schulverweis.
    Im hessischen Aßlar versuchen Grundschule, Jugendamt und das Albert Schweitzer Kinderdorf seit 2011 einen neuen Weg, den Kindern zu helfen: die Familienklasse.

    "Es ist ein Phänomen: Kinder die vorher schon vor dem Ausschulen standen, meistern ihren Schulalltag und können Erfolge erleben."
    (Christian Scharfe, Bereichsleiter Albert Schweitzer Kinderdorf Wetzlar)

    Mütter oder Väter verbringen den Dienstag Vormittag mit ihren Kindern in der Familienklasse, gehen Schulprobleme gemeinsam an. Sie diskutieren, lösen Aufgaben gemeinsam, beraten sich gegenseitig. Unterstützt werden sie dabei von Multifamilientrainer Matthias Wack und Förderschullehrerin Stephanie Sting.

    Aber die eigentliche Hilfe leisten Eltern und Kinder selbst. Gemeinsam.

    Für die Kinder werden schriftlich Ziele formuliert, deren Einhaltung täglich von den KlassenlehrerInnen bewertet wird. "Ich schlage keine Mitschüler mehr" steht da etwa, oder auch nur: "Ich bringe alle erforderlichen Bücher und Hefte mit".

    Die 7-jährige Duygu Uzun wird nach Ostern neu in die Familienklasse kommen.
    Einstweilen brauchen ihre Lehrerinnen einiges an Einfühlungsvermögen und Überredungskunst, um die Kleine zum Arbeiten zu bewegen. An die Klassenregeln hält Duygu sich kaum. Wenn ihr etwas einfällt, redet sie, ohne sich zu melden, unterbricht andere, auch Erwachsene, bedenkenlos. Sie ist ein munteres Kind, ihr fällt oft was ein. Hausaufgaben macht sie nicht, denn zuhause stößt die süße Halbwaise kaum auf Widerstände.
    Ihre Mutter ist vor 2 Jahren an Krebs gestorben. Duygu lebt bei ihrer Großfamilie, wo sie bemitleidet und verwöhnt wird. Ihr Vater Erkan war ein verurteilter Gewaltverbrecher und Drogenhändler, der durch Anti-Aggressions-Training zu einem neuen Selbstverständnis gefunden hat. Er freut sich darauf, mit seiner Tochter die Familienklasse zu besuchen.
    Ihre Lehrerin, Monika Hubert-Reitz, kennt Duygu schon aus dem Vorbereitungsjahr im Kindergarten. Seit damals beobachtet die Pädagogin eine "Abwärtsspirale" in der das Kind sich auf einem zunehmend einsamen Weg befindet, denn die meisten anderen Kinder meiden die kleine Diva. Frau Hubert-Reitz erhofft sich viel von Duygus und Erkans Teilnahme an der Familienklasse. "Noch können wir hier in der Schule Duygus Verhalten einigermaßen gegensteuern", sagt sie, aber es wird immer schwieriger. Sie hofft, dass Duygus Vater von den anderen Eltern in der Familienklasse Konsequenz im Umgang mit Duygu lernt: "Sonst wird das ein schlimmes Ende nehmen."

    Adelina Schneider ist auf dem gleichen Weg wie Duygu. Aber sie ist schon 9, und ein Stückchen weiter abwärts. Freunde hat sie keine, aber sie streitet oft mit anderen Kindern, prügelt sich auch. Mit ihrer Mutter Ludmila lebt Adelina bei den Großeltern, und wie diese behandelt sie Ludmila als eine Schutzbedürftige statt als Respektsperson. In den Diskussionsrunden der Familienklasse verteidigt sie ihre Mutter gegen vermeintliche Kritik anderer Eltern. Beim gemeinsamen Arbeiten dagegen ist Adelina kaum auf ihrem Stuhl und schon gar nicht beim Thema zu halten. "Weißt du's denn?" fragt sie Ludmila, die ihr bei Rechenaufgaben helfen will. Tatsächlich macht die verunsicherte Frau mehr Fehler als das Kind.

    Juliens Mutter Tanja Beckert war an der äußersten Grenze angekommen. Für ihre beiden älteren Kinder hat sie die Erziehungsberechtigung verloren und auch der 9-jährige Julien schien ihr trotz seiner geringen Größe über den Kopf zu wachsen. Mit seinem Freund Kerim ging der Kleine bereits auf Diebestouren. Im Gespräch mit den anderen Eltern in der Familienklasse hat sie mittlerweile Strategien entwickelt, mit ihrem Sohn sinnvoll zu kommunizieren, Juliens Leistungsverweigerung entgegenzutreten. Noch immer zieht der kleine Kerl einfach die Kapuze bis weit übers Gesicht, wenn er nicht zuhören will, aber seine Mutter verzweifelt nicht mehr und schließlich kommt Julien wieder zum Vorschein, bereit, einen neuen Anlauf zu versuchen. Auf seinem Zieleplan steht auch: "Ich werde andere Kinder nicht mehr schlagen". Die Kinder in der Familienklasse versuchen ihm dabei zu helfen, haben Ideen, wie er mit Provokationen besser umgehen könnte: "Geh einfach weg, hör denen nicht mehr zu!" rät ihm Tom Steppan und Julien murmelt, das könnte er ja mal versuchen.

    Auch der 9-jährige Tom Steppan neigt im Unterricht dazu, dazwischen zu reden - aber anders als Duygu haben seine Beiträge meist wenig mit dem Unterricht zu tun. Schule interessiert ihn nicht, seine Hausaufgaben erledigt er selten. Seine Schrift ist ein kaum leserliches Gekrakel. Er ist ein Scheidungskind, verbringt die Nachmittage im Hort und jedes Wochenende bei seinem Vater Gunther Ihrig. Die beiden unternehmen viel zusammen, jeden Montag in der Schule ist Tom müde. Noch in der Familienklasse am Dienstag gähnt er auffällig oft, aber seine Konzentration scheint dennoch besser zu werden. Seine Eltern begleiten ihn abwechselnd in die Familienklasse. Dafür nehmen sie sich jeden Dienstagvormittag frei.

    Unser Beitrag begleitet die Beteiligten innerhalb und außerhalb der Familienklasse. So fügt sich ein Gesamtbild zusammen, in dem wir einzelne Menschen in ihren speziellen Situationen, aber auch die ersten Anfänge einer pädagogischen Maßnahme kennenlernen, die persönliche Probleme schon im Keim behandelt, lange bevor sie zu einer Gefahr für die Gesellschaft werden können.
Crew
Festivals
  • (2012) Dok-Filmfestival Leipzig, Leipzig
  • (2012) Kasseler Dokfest, Kassel

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