Synopsis
- "Der Fluch der geraubten Seelen - Australien verspielt die Chance zur Versöhnung mit den Aborigines "
Die australische Regierungsstadt Canberra wirkt wie aus einem Sience-Fiction Film. Berge und Seen sind allesamt künstlich, die Bauwerke gigantomanisch, die Innenstadt ohne jede gewachsene Geschichte. Einziger Stachel im Fleisch der schönen neuen Welt: Die Protestbotschaft der Aborigenes direkt im Park vorm Regierungssitz. Seit 1972 halten die Ureinwohner das Gelände besetzt, um auf ihre Anliegen aufmerksam zu machen. Sie wohnen in Zelten oder Bussen und tragen Geschichten aus dem ganzen Land zusammen. Seit 28 Jahren brennt hier ein ewiges Feuer, Aborigine-Rituale werden zelebriert, politische Ziele formuliert.
Einige der Aktivisten harren bereits seit 28 Jahren auf dem teueren englischen Zierrasen aus und versuchen unermüdlich auf die traurigen Lebensbedingungen von 400.000 Aborigines aufmerksam zu machen, die im eigenen Land unter Drittweltbedingungen dahinvegetieren. Niedrige Lebenserwartung, schlechte Ausbildung, Alkoholismus und vor allem Rassismus, der sogar kürzlich von einem UN-Kommitee gerügt wurde. Die Reaktion: Außernminister Downing kündigte an, die Zusammenarbeit mit der UN zu überdenken.
Und so ist der pikanteste Campingplatz Australiens längst zum Politikum geworden. Die Polizei würde am liebsten kurzen Prozeß machen und es kommt regelmäßig zu Ausschreitungen. Doch die sypathisierende Presse steht bereit und die Politiker wollen nicht mit diesen brisanten Vorgängen in Verbindung gebracht werden.
Die Geschichten, die hier zusammengetragen werden handeln von Rassismus, Unterdrückung und Ausbeutung: Man trifft Vetreter der sog. Stolen Generation rund 100.000 Menschen, die nach gezielten Vergewaltigungsprogrammen englischer Soldaten von den Eltern getrennt und in katholischen Missionen erzogen wurden. Andere wurden bei Atomtests in der 60-er Jahren ungefragt als Versuchskaninchen mißbraucht und verstrahlt. Wieder andere sind soeben aus Redfern vertrieben worden - einem heruntergekommenen Stadtteil von Sydney, in dem hautsächlich Aborigenes leben - der im Hinblick auf die Olympiade gerade entvölkert und kosmetisch vorzeigbar gemacht wird.
Der Film zeigt Leben und Arbeit der Protagonisten der Aborigine Protestbewe-gung Kevin Buzzacot, Isabel Coe, Ray Swan, Wadjularlabinna und Tiny Connors, die eigentlich das ganze Regierungsgelände von ihrem Großvater geerbt hat. Sie kämpft - wie viele vor Gericht um ihren Native-Titel. Gewinnt sie, dann wäre sie mehrfache Millardärin - ein Albtraum für viele Australier.
Das Künstlerpaar Alan und Diana wurden aus Redfern vertrieben und lebt jetzt fest hier. Sie haben die Leichen von zweien ihrer neun Kinder seit Monaten im Auto dabei. Die beiden 14 - und 15-jährigen sind bei Auseinandersetzungen mit der Polizei umgekommen und dürfen nicht nach Aborigene-Ritalen bestattet werden - also muß man warten und darf nicht über sie sprechen.
Das ständige Tauziehen um die Tent-Embassy dramatisiert sich im Vorfeld der Olympiade erneut - nach einer rituellen Feuerzeremonie, mit der die bösen Geister aus dem Regierungspalast vertrieben werden sollen, eskaliert ein Polizeieinsatz bei dem 212 Speere, die symbolisch für 212 Jahre der Besetzung und jeweils - ähnlich einem Grabstein eine tote Person repräsentieren, entfernt werden sollen. Der harte Einsatz der Polizei sorgt landesweit für Medienwirbel...
Länge: 45 Minuten, produziert auf Betacam/SP mit historischem 16mm Material
Weitere Informationen: www.filmgruppemuenchen.de
Crew
- Regie: Michael Mayr
- Kamera: Michael Mayr
- Schnitt: Anne Loewer
- Sprecher/in: Manuela Bauer
- Ton: Martin Auer
- Assistenz der Filmgeschäftsführung: Thomas Czana
- Produktion: Filmgruppe München